Wir feiern 30 Jahre Biotonne im Kreis Minden-Lübbecke

Alles Gute zum Jubiläum, Biotonne!

30 Jahre Biotonne im Kreis Minden-Lübbecke: Eine Erfolgsgeschichte

In diesem Jahr feiern wir ein echtes Nachhaltigkeits-Jubiläum: die Biotonne im Kreis Minden-Lübbecke wird 30 Jahre alt. Eine echte Erfolgsgeschichte, denn im Kompostwerk der KreisAbfallVerwertungsGesellschaft mbH Minden-Lübbecke ( KAVG) werden heute jährlich rund 45.000 Tonnen aus der „braunen“ Tonne zu Humus und Bioenergie verarbeitet, statt wie bis 1994 in der Restmülltonne zu landen.

Feierstunde im Ressourcenzentrum Pohlsche Heide

Dieses Jubiläum hat die KAVG wir am 22. Mai auf der Pohlschen Heide in einer Feierstunde gewürdigt. Landrat Ali Doğan eröffnete die Veranstaltung und begrüßte Gäste u.a. aus Politik, Verwaltung, Entsorgungs- und Kompostbranche sowie der hiesigen Landwirtschaft. Alle diese Gruppen haben zum Erfolg von „Humus aus dem Mühlenkreis“ beigetragen. Ali Doğan zeigte sich als Fan von Bioabfall, denn „diese wertvolle Ressource sei als das perfekte Beispiel für Kreislaufwirtschaft, da daraus im Kompostwerk zertifizierter Humus und umweltfreundliche Bioenergie produziert werden. Unter einer Bedingung: Die stoffliche Verwertung funktioniere allerdings nur, wenn auch sortenreiner Kompost in den Naturkreislauf zurückkommt“. Der Landrat betonte die Aufgabe für alle Städte und Gemeinden im Kreis Minden-Lübbecke, „die Problematik des immer noch zu hohen Störstoffanteils im Bioabfall im Fokus zu behalten und darauf hinzuwirken, dass die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Grenzwerte eingehalten bzw. so weit wie möglich unterschritten werden“.

Ein kurzer Rückblick auf die Historie der Biotonne durfte natürlich nicht fehlen: Moderiert von Gastgeber Henning Schreiber, Geschäftsführer der KAVG erinnerten der damalige Dezernent und AML-Werkleiter Jürgen Striet und Wilfried Buhre (Leiter Biologische Abfallbehandlung bei der KAVG) in einem launigen Gespräch an die Einführung der Biotonne im Jahr 1995 und Meilensteine der letzten 30 Jahre. Schmunzelnd wurde das Konzert der „Hooters“ im Kompostwerk zur Eröffnung erwähnt „natürlich, bevor die erste Biotonne dort angeliefert wurde“. Umweltberaterin Cornelia Franke-Röthemeyer (Verbraucherzentrale Minden) berichtete über vielfältigste Aufklärungsaktionen, die auch jetzt noch sehr regelmäßig stattfinden.

Heute kaum noch vorstellbar, dass damals im ebenfalls 1995 eröffneten Kompostwerk auf der Pohlschen Heide der angelieferte Bioabfall händisch sortiert wurde. Haupt-Störstoffe im Bioabfall waren zu der Zeit noch Blumentöpfe und Gefrierbeutel. Auch wenn die Sortierung der Bioabfälle schon lange maschinell durchgeführt wird, erfolgen die Qualitätskontrollen der Anlieferungen aus den Kommunen immer noch durch Mitarbeitende der KAVG. Diese „benoten“ die angelieferten Bioabfälle: eine schlechte Note bedeutet größeren Aufwand bei der Behandlung und führt am Ende dazu, dass die Anlieferung der jeweiligen Kommune zu einem höheren Preis in Rechnung gestellt wird.

Besonders interessant: Schon 1995 wurde darauf hingewiesen, dass weder Kunststoffe noch „verrottbare Plastiktüten“ in die Biotonne dürfen – was heute genauso gilt. Mit der am 1. Mai dieses Jahres aktualisierten Bioabfallverordnung (die erstmals im September 1998 definiert wurde) wurden die Grenzwerte für Kunststoffe auf 1 Gewichtsprozent und für sonstige Störstoffe auf 3 Gewichtsprozent verschärft.

Fachvorträge belegen Erfolgsgeschichte der Biotonne

Nach dem Rückblick machten zwei spannende Fachvorträge über die Entwicklung der Bioabfallverwertung noch einmal deutlich, dass Bioabfall ein perfektes Beispiel für Kreislaufwirtschaft ist: sozusagen „von der Natur – für die Natur“.

Prof. Dr.-Ing. Klaus Gellenbeck (Wissenschaftliche Leitung INFA – Institut für Abfall, Abwasser und Infrastruktur-Management GmbH, Ahlen) nannte die positive Entwicklungssteigerung der Menge an biogenen Abfällen (in Minden-Lübbecke sowie in ganz Deutschland) eine „Erfolgsgeschichte“. Als wesentliche Herausforderung benannte Gellenbeck die notwendige Verbesserung der Bioabfallqualität. „Trotz umfangreicher Öffentlichkeitsarbeit zur Aufklärung führten vor allem Tonnenkontrollen und Sanktionen nachhaltig zum gewünschten Erfolg: Weniger Störstoffe in der Biotonne.“ Gellenbeck zeigte aktuelle Mega-Trends auf wie z.B. neue Geschäftsmodelle, moderne Technologien, veränderte Kundenansprüche und Personalanforderungen, die durchaus auch im Kreis Minden-Lübbecke zu analysieren sind.

Michael Schneider, Geschäftsführer des VHE (Verband der Humus-und Erdenwirtschaft e.V.) knüpfte in seinem Vortrag „30 Jahre Humus aus dem Mühlenkreis – vom Ladenhüter zum Klima- und Ressourcenretter“ daran an. Er beleuchtete die Entwicklung der Müllkompostierung: 1957 wurde das erste „industrielle“ Kompostwerk in Bad Kreuznach in Betrieb genommen – mit Hausmüll als Inputstoff. „Bemerkenswert ist, dass sich der zunächst schlechte Ruf als „Müllkompost“ durch Maßnahmen wie z.B. die Normung der Qualität und Anwendung mit strengen Richtwerten zum zertifizierten Qualitätskompost entwickelte“, so Schneider. Auch der im Kompostwerk Pohlsche produzierte Humus erhält seit 1999 jährlich das Qualitätssiegel des BGK (Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V.) für Substrat- und Mulchkompost – ein Ergebnis, auf das die KAVG mit Recht stolz sein könne, erfüllt sie doch jedes Jahr die zahlreichen, immer strenger werdenden Richtlinien. Schneider betonte die „Vorteilswirkungen von Kompost auf Umwelt, Pflanzen und Boden und die Bedeutung der Kompostwirtschaft auf Klima- und Ressourcenschutz.“

Fazit: Gute Entwicklung fortsetzen und weiter ausbauen

Die Verbesserung der Bioabfallqualität ist eine zentrale Aufgabe für die Zukunft. Zugleich zeigt sich im Rückblick: Im Kreis Minden-Lübbecke ist bereits sehr viel Gutes passiert. Die Biotonne hat sich hier zu einem echten Erfolgsmodell entwickelt – dank des Engagements von Verwaltung, Politik, Fachleuten und nicht zuletzt der Bürgerinnen und Bürger. Darum sagt der Mauli, liebgewonnenes Motiv auf vielen Biotonnen: Danke für 30 Jahre Mitmachen!